Außenhaltung

Alles draußen oder was?

Inzwischen erntet man nur noch selten ungläubige Blicke, wenn man von ganzjähriger Außenhaltung bei Meerschweinchen berichtet. Aber warum hält man seine Tiere bei Wind und Wetter draußen? Welche Vor- und Nachteile bringt es und was muss man beachten?

Fangen wir mit dem Begriff „Außenhaltung“ an. Damit ist die ganzjährige Haltung im Freien gemeint. Sie beinhaltet eine trockene Schutzhütte und ein ständig zur Verfügung stehendes Freigehege. Damit unsere Meerschweinchen draußen nicht frieren im Winter, werden an die Schutzhütte einige Ansprüche gestellt. Sie muss ausreichend isoliert sein. Besonders wichtig ist die Bodenisolation. Da Luft auch isoliert, hat es sich bewährt die Schutzhütte vom Boden weg auf kurze Beine zu stellen. Zudem fördert es das Abtrocknen bei Regen. Die Isolation wird üblicher Weise mit Styropor zwischen zwei Holzschichten gemacht. Es gibt aber auch anderes Dämmmaterial wie zum Beispiel Holzwolle. Wem die Verarbeitung von Isolationsmaterial zu umständlich ist, kann auch direkt aus Vollholz mit mindestens 15 mm Stärke bauen (besser etwas mehr). Man darf dabei nicht vergessen, dass diese Hütten sehr schwer werden. Zu isolieren sind alle Außenwände. Die beste Isolation nützt allerdings wenig, wenn die Hütte nicht richtig zur Anzahl der Meerschweinchen dimensioniert ist. Ist der Luftraum zu groß, kann er nicht durch die Körperwärme der Tiere aufgeheizt werden. Dann ist keine Wärme da, die die Isolation halten könnte. Wie groß soll sie nun genau sein? Man sagt, dass vier Tiere eine Schutzhütte mit den Maßen 100×50 cm brauchen.

Angenommen wir haben nun eine Schutzhütte mit den passenden Maßen und bester Isolierung gebaut. Wie geht es nun weiter? Als nächstes ist die richtige Durchlüftung gefragt. Klingt komisch? Ist aber so! Meerschweinchen sind in Südamerika beheimatet, wo sie unter anderem in Gebirgsregionen mit bis zu 4000 m Höhe bewohnen. Die dort herrschende Kälte können Meerschweinchen sehr gut vertragen, da es sich um eine trockene Kälte, also mit wenig Luftfeuchtigkeit handelt. Die Luftfeuchte in unserer Hütte entsteht durch die Atemluft und den Urin der Fellnasen. Das Pieseln in der Hütte wird man ihnen nicht abgewöhnen können, also heißt es Misten! Je öfter, je kälter es ist! Außerdem ist eine Lüftung durch wenige hoch angebrachte Luftlöcher ratsam.

Als Einstreu hat sich alles saugfähige bewährt. Ob das jetzt Hobelspäne, Holzgranulat oder Säge- bzw Strohmehl ist, sollte jedes für sich entscheiden. Prinzipiell kann man sagen, je feiner die Einstreu, desto saugfähiger ist es. Es macht weniger Mistvolumen, braucht aber anfangs eine große Menge. Gern wird in Außenhaltung mit einer Feuchtigkeit ableitenden Strohschicht gearbeitet. Bei großer Kälte kann zusätzlich Heu oder Stroh großzügig in der Schutzhütte oder den innen liegendes Häuschen verteilt werden. Das beruhigt zudem die Nerven der Außenhalter. Was können wir noch tun, um den Meerschweinchen das Außenleben (besonders im Winter) zu versüßen? Ein Dach oben und ein Wetterschutz an den Seiten verhindert ein Schneegestöber im Gehege. Meiner Erfahrung nach finden Meeris das nämlich nicht toll. Außerdem sollte rechtzeitig begonnen werden, energiereicher zu füttern. Meerschweinchen bilden kein Winterfell oder warme Unterwolle. Sie legen sich eine schützende Speckschicht (braunes Fettgewebe) zu. Geeignet sind ausgewogene Meerschweinchen-Pellets, die mit Hafer- und Erbsenflocken, Saaten, getrocknetem Gemüse, Blüten und Blättern verfeinert werden können. Auch frisches Wurzelgemüse wie Karotten, Staudensellerie, Rote Beete und einige mehr bringen die gewünschten Kalorien.

Gutes Heu, das ständig zur Verfügung steht brauche ich nicht extra zu erwähnen, oder? Bleibt als letztes das Thema Wasser. Was tun, damit man es auch bei Frost dauerhaft zur Verfügung stellen kann. Bewährt haben sich normale Nippeltränken in den Schutzhäusern. Dort sollte es nicht frieren. Diese Tränken neigen aber gerne mal zum Tropfen! Achtung – da wären wir wieder bei dem Thema Feuchtigkeit! Wer lieber Wasser in einem Napf anbieten möchte, kann ein Snuggle safe (Wärmekissen) oder vorgewärmte Ziegelsteine darunter stellen. Diese müssen natürlich regelmäßig ausgetauscht werden. Das Gehege sollte ständig begehbar sein. Warum? Weil Meerschweinchen auch oder gerade im Winter die Möglichkeit zur Bewegung haben sollten. Sie laufen sich warm! Bleibt eine letzte Frage offen: Warum macht man das überhaupt, wenn es doch mit Aufwand verbunden ist? Viele Tiere brauchen auch drinnen viel Platz. Nicht jeder kann seinen Meerschweinchen innen ein adäquat großes Gehege zur Verfügung stellen. Vielleicht ist auch ein Familienmitglied allergisch, oder hat ein Problem mit Einstreu, Heu und Geruch, der sich unweigerlich in Großteilen der Wohnung verteilt.

Ich sehe die Nachteile der Außenhaltung eher auf Seiten der Menschen, als bei den Tieren. Ich muss mich mehrmals täglich in Ski-Klamotten schmeißen um draußen beim täglichen Misten, Füttern, Aufräumen und Beobachten nicht zu erfrieren. Der Kontakt zu den Fellnasen wird unweigerlich etwas weniger dadurch. Das mache ich aber locker mit den ersten Löwenzahnblättchen im Februar wieder wett! Mit gut gebauter, strukturierter und isolierter Schutzhütte samt Gehege sind auch tiefe Nachttemperaturen im Winter kein Problem. Bei alten Tieren ist eine besondere Aufmerksamkeit, mehr als sowieso nötig, geboten. Alte Tiere bewegen sich nicht mehr so gerne und viel und können daher abnehmen. Sie verbrauchen zu viel Energie zur Warmhaltung ohne Muskelunterstützung. Sollte man bemerken, dass ältere Tiere dünner werden und sich unwohl fühlen, sollte man unverzüglich handeln. Entweder eine leichte Wärmequelle installieren (Brandgefahr beachten) oder eine Haltung im frostfreien anbieten. Bitte nur wenig Wärme zuführen, da zu große Temperaturunterschiede nicht förderlich sind. Das gleiche gilt für kranke Tiere. Muss man Patienten reinholen, kann man einen kühlen Standort wählen, der aber etwas wärmer ist als draußen. Während einer Phase mit milden Temperaturen kann man den Patienten mit Partnertier wieder raussetzen. Ich gebe aber zu bedenken, dass je nach Dauer der Abwesenheit, es einer neuen Vergesellschaftung gleichkommt kann. Es muss dann unbedingt darauf geachtet werden, dass alle Herdenmitglieder nachts in der Schutzhütte schlafen darf und keiner ausgeschlossen wird.

Text und Bilder: Julia Holznagel

 

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